Einleitung

Alteingesessene oder Neubürger von Oberkassel stellen oft Fragen, die man nur beantworten kann, wenn man die Geschichte und Tradition unserer Heimat kennt. Die Verfasser dieser Chronik empfanden es als eine dankbare Aufgabe, der 200jährigen Geschichte der Jesus-Maria-Josef Junggesellen Schützenbruderschaft 1794 – nachfolgend als Bruderschaft bezeichnet – nachzugehen. Sie berichten übereinstimmend, dass ihnen die Arbeit an der Chronik Spaß gemacht hat und sie viel neues und Interessantes über die Bruderschaft erfahren haben. Immerhin haben sie über einen Zeitraum von zwei Jahren an der Chronik gearbeitet. Die Autoren sind alle, jeder auf seine Weise, in der Vergangenheit aktiv für die Bruderschaft tätig gewesen, so dass es für sie nicht schwer war, sich in der Materie zurechtzufinden.

Glücklicherweise waren der Schriftwechsel und die Protokollbücher der Bruderschaft seit dem 1. Weltkrieg noch vorhanden, wenn auch an verschiedenen Stellen aufbewahrt. Es galt zunächst, das vorhandene Material zusammenzuführen und auszuwerten. Nach einiger Zeit waren der Schriftwechsel und die sonstigen Unterlagen in 21 Ordnern zusammengefasst und sortiert. Es lagen außerdem ein Bruderschaftsbuch und drei Protokollbücher sowie eine Bilderchronik vor.

Die letzten 100 Jahre der Bruderschaft zu beschreiben war nicht schwierig, wegen der großen Auswahl des Materials eher arbeitsaufwendig. Bildmaterial lag ab dem Jahr 1920 genügend vor. Aus den ersten 100 Jahren des Bestehens der Bruderschaft ist erfreulicherweise das älteste Bruderschaftsbuch noch vorhanden, aber es enthält außer den Statuten, den Mitgliederverzeichnissen und Aufstellungen über das Inventar nur wenige Einzelheiten über das interne Leben der Bruderschaft. Immerhin gab es auch hier interessante Erkenntnisse, so zum Beispiel die Mitgliedschaft der Jungfrauen in der Bruderschaft. Sofern in der Chronik keine Quellenhinweise genannt werden, beruhen die Angaben auf den eigenen Unterlagen der Bruderschaft.

Nun wurden die Archive aufgesucht, um festzustellen, ob dort Unterlagen über die Bruderschaft vorhanden sind. Das Archiv der katholischen Pfarrgemeinde Oberkassel bot insoweit eine Überraschung, als eine alte Schwenkfahne, wenn auch vom Zahn der Zeit sehr mitgenommen, aus dem Jahr 1884 aufgefunden wurde. Sie wurde fachmännisch restauriert und ist auf dem Schutzumschlag dieser Chronik zu sehen. Mit Absicht haben wir diese Fahne auf dem Titelblatt abgebildet. Die Darstellung der hl. Familie soll daran erinnern, dass die christliche Familie auch heute noch ein erstrebenswertes Ziel für junge Menschen ist. Außerdem ist die 110 Jahre alte Fahne ein sichtbares Zeugnis der Bruderschaft aus dem vergangenen Jahrhundert. Im Pfarrarchiv wurde wenig Schriftwechsel über die Jesus-Maria-Josef Junggesellen Schützenbruderschaft gefunden, umso mehr von der St. Sebastianus-Bruderschaft Oberkassel von 1662. Man kann sie wohl als die Wurzel der Junggesellen-Bruderschaft ansehen, und daher wurde ihr in der vorliegenden Chronik auch ein besonderes Kapitel gewidmet.

Im dritten Reich kam es zu einem zwangsweisen Zusammenschluss mit der St. Hubertus-Schützengesellschaft, die erst in dem Jahre 1911 entstand. Dieser Verbund bestand nur ein paar Jahre, aber auch über diese Schützengesellschaft wird in einem besonderen Kapitel berichtet.

Die Archive der Stadt Bonn, der Stadt Königswinter, des Rhein-Sieg-Kreises und das Diözesanarchiv in Köln wurden hinsichtlich Unterlagen über die Bruderschaft durchforstet und brachten besonders aus dem vergangenen Jahrhundert neue Erkenntnisse über die Bruderschaft. Auch die beim Heimatverein Bonn-Oberkassel aufbewahrte Oberkasseler Zeitung war uns bei der Spurensuche eine wertvolle Hilfe.

Als Anhang zu dieser Chronik haben wir für den Interessierten als Nachschlagewerk die älteste und die neueste Satzung mit den Regeln von 1984 abgedruckt. Weiter sind beigefügt die Verzeichnisse der Pfarrer, der Brudermeister, der Schützenkönige und -königinnen, der Jubilarkönige, der Ehrenmitglieder und der Maikönigspaare. Aus diesen namentlichen Aufstellungen und den in der Chronik erwähnten Chargierten ergeben sich interessante familienkundliche Hinweise. Viele Oberkasseler werden einen ihrer Vorfahren oder Verwandten in der Chronik wiederfinden. Nicht selten tauchen Familiennamen in mehreren Generationen auf.

Die Oberkasseler Bürger bitten wir um Nachsicht, dass wir nicht über jede Kirmes, jede Veranstaltung und jedes Ereignis der Bruderschaft berichtet haben. Es war auszuwählen nach verschiedenen Gesichtspunkten, wobei es galt, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Auch konnten wir nicht alle Königsschilder abbilden, das hätte den Rahmen dieser Chronik gesprengt. Zudem sind sie durch den Heimatverein Bonn-Oberkassel in dessen Schriftenreihe veröffentlicht worden. Einige für ihre Zeit charakteristische oder interessante Schilder haben wir natürlich aufgenommen. Das Bildmaterial stammt überwiegend aus dem Bestand der Bruderschaft oder dem Archiv des Heimatvereins Bonn-Oberkassel. Einige Bilder stellten dankenswerterweise Oberkasseler Bürger zur Verfügung.

Wir danken allen, die unsere Arbeit unterstützt haben. Hier ist besonders der Heimatverein Bonn-Oberkassel zu nennen, der uns sein Archiv, hier besonders die Oberkasseler Zeitung und das vorhandenen Bildmaterial, zur Verfügung stellte. Außerdem konnten wir seine Räume im alten Rathauskostenlos für die Zusammenkünfte des Ausschusses für die Chronik und die Festschrift nutzen. Auch den Mitarbeitern in den anfangs erwähnten Archiven danken wir für ihre freundlichen und hilfsbereiten Auskünfte. Letztlich wäre ohne die finanzielle Unterstützung der Stadt Bonn – Bezirksverwaltung Beuel -, des Landschaftsverbandes Rheinland, der katholischen Pfarrgemeinde St. Cäcilia und der Unternehmensgruppe Global Finanz diese Chronik in der jetzt vorliegenden Form nicht erschienen. Allen Förderern und Mithelfern dieser Chronik sagen die Autoren und die Bruderschaft ein herzliches „Vergelt´s Gott“.

Noch ein Wort zu Tradition und Brauchtum. Tradition wird heute oft lächerlich gemacht und als altmodisch dargestellt. Meistens ist nur das Moderne gefragt. Erstaunlich aber ist, dass viele Menschen sich gerne an die Tradition ihrer Jugendzeit erinnern. Viele möchten beispielsweise die Kirmes so erleben, wie sie diese selbst früher mitgemacht haben. Das ist verständlich und sollte auch so bleiben. Diese Chronik soll auch dazu beitragen, das überlieferte Brauchtum an kommende Generationen weiterzugeben, getreu dem Spruch Goethes, den ein Schützenkönig auf sein Schild gravieren ließ:

„Was du ererbst von deinen Vätern,
Erwirb es, um es zu besitzen!“

Willi Hey

 

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